Kulturkonferenz
Kulturkonferenz des Kreises Steinfurt 2022
Bleibt alles anders? Neue Realitäten in der Kulturarbeit Endlich wieder
ein Austausch in Präsenz: Rund 80 Kulturakteure aus der Region tagten am 3. Mai
2022 im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in Hörstel. Landrat Dr. Martin Sommer
eröffnete die Veranstaltung und merkte an, dass die Konferenz eines der ersten
Projekte des 2021 neu strukturierten Kulturamtes sei, das die Kulturarbeit im
und für den Kreis bündeln und noch stärker nach vorn bringen solle. „Kultur hat
einen Wert, der gerade in diesen krisengebeutelten Zeiten nicht hoch genug
gemessen werden kann: Menschlichkeit, Diversität, demokratisches Verständnis:
Kultur vermittelt Werte, die unsere Gesellschaft auch in Pandemie- und
Kriegszeiten zusammenhalten", sagte Sommer. In 3 Vorträgen
sprachen zunächst Catalina Rojas Hauser (Geschäftsführerin des Kulturrats NRW),
Diplom-Psychologin Dr. Anike Hertel-Waszak, Antje Nöhren (Geschäftsführerin des
Kultursekretariats NRW) und Jan-Christoph Tonigs (Kulturdezernent bei der
Bezirksregierung Münster) über die Auswirkungen der Pandemie auf die Kunst- und
Kulturwelt, über die Risiken und Chancen neuer Realitäten und den Wert der
Kultur vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche. In den
darauffolgenden Foren sprachen die Teilnehmenden mit Expertinnen und Experten
über „Digitale Lern- und Begegnungsräume“, „Lernen aus der Pandemie? Ideen für
Vereinsarbeit und Ehrenamt“, „Trial and Error - Jugendarbeit in Zeiten der
Pandemie“ sowie über die Möglichkeiten der „Kooperation als Chance in
herausfordernden Zeiten“. Im Austausch zeigte sich, dass in der Pandemie viele
neue Dinge erdacht und geschaffen wurden und Kulturakteure sehr resilient sind:
„Sie haben einen großen Ideenreichtum bewiesen und sich schnell auf die
ungewöhnliche Situation eingestellt. Mithilfe neuer Formate haben sie in
herausfordernden Zeiten Mut gemacht“, sagte Kirsten Weßling, Leiterin des
Kreiskulturamtes.
Kreis Steinfurts
Kulturmanagerin Kristina Dröge betonte die Wichtigkeit von Kooperationen nicht
nur in herausfordernden Zeiten: „Gerade für den ländlichen Raum mit seinen
besonderen Bedingungen bieten Kooperationsprojekte den großen Mehrwert,
Ressourcen zu bündeln. Mit der Kulturkonferenz hoffen wir, auch für die Zukunft
den Anreiz und den Raum für Vernetzung und Kooperation zu geben und wollen auch
in Zukunft Kooperationen weiter unterstützen und festigen." 
Auswirkungen
der Pandemie auf die Kunst- und Kulturwelt - Ergebnisse der Studie „Kunst und
Kultur in Pandemiezeiten in Nordrhein-Westfalen“
Catalina Rojas Hauser, Geschäftsführerin, Kulturrat NRW, Köln
Auf der Grundlage der 2021 durchgeführten Studie „Kunst und Kultur in
Pandemiezeiten in Nordrhein-Westfalen“ gab Catalina Rojas Hauser einen
Überblick über die Auswirkungen der Pandemie auf den kulturellen Sektor in
Nordrhein-Westfalen. Dabei spannte sie den Bogen von wirtschaftlichen Faktoren
über künstlerische und organisatorische Herausforderungen. Sie stellte
Beispiele für künstlerische Reaktionen und Formate vor, die aus der Pandemie
hervorgingen und sprach darüber, welche Forderungen die Kulturschaffenden in
NRW an eine künftige Kulturpolitik stellen. Studie: Kunst und Kultur in Pandemiezeiten in NRW
Zwischen
Erschöpfung und Neustart - Risiken und Chancen neuer Realitäten
Dr. Anike Hertel-Waszak, Diplom-Psychologin, Münster
Die Pandemie hat starke psychische Auswirkungen auf zahlreiche
Bevölkerungsgruppen. Auch Kulturakteurinnen und -akteure und Rezipientinnen und
Rezipienten erleben Gefühle von Hilflosigkeit und Lähmung; starken Stress sowie
Existenz- und Schwellenängste. Die Diplom-Psychologin Dr. Anike Hertel-Waszak
richtete in Ihrem Vortrag den Blick auf den Umgang mit Krisen. Wie kann ich
problemlösend an die Herausforderungen der Krise herangehen und das Gefühl der
Ohnmacht hinter mir lassen? Wie kann ich neue Realitäten annehmen und
Veränderungsprozesse zuversichtlich angehen? Und nicht zuletzt: Was macht die
psychologische Qualität des zwischenmenschlichen Kontaktes aus und warum wird
der Kulturgenuss in Präsenz nicht aussterben?
Präsentation:
Zwischen Erschöpfung und Neustart - Risiken und Chancen neuer Realitäten Der Wert der Kultur vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche
Antje Nöhren, Geschäftsführerin des Kultursekretariat NRW Gütersloh und Jan-Christoph
Tonigs, Dezernent für Kultur und Weiterbildung bei der Bezirksregierung Münster
im Gespräch mit Moderatorin Elke Frauns und dem Publikum Wie ist die Lage der Kultur im Frühjahr 2022? Wie wichtig sind Kunst- und
Kultur für die Gesellschaft und wieviel sind sie der Gesellschaft wert? Vom
vielbeschworenen Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, bis hin zu dem Status
„Nicht systemrelevant“ reichen die Zuschreibungen während der Pandemie.
Der Fähigkeit von Kunst und Kultur, schnell gesellschaftliche Situationen
aufzugreifen, wird sich gern bedient. Aber hat nicht das kulturelle Tun einen
Wert an sich? Und während milliardenschwere Hilfsprogramme überlasteten
kommunalen Haushalten gegenüberstehen stellt sich die Frage: Wie können wir
gerade im ländlichen Raum den Wert der Kultur deutlich machen und was können
wir zu ihrem Erhalt beitragen?
Antje Nöhren und Jan-Christoph Tonigs diskutierten über dieses Thema mit dem
Publikum. Beide greifen auf vielschichtige Erfahrungen in der Kulturarbeit
zurück und stehen nicht zuletzt für große kulturelle (Verwaltungs-)
Institutionen, die sich als Unterstützer und Förderer von Kunst und Kultur
verstehen. Ihr Fazit: „Kleinere
Formate in der Kultur haben oft eine sehr tiefe Resonanz und sind für alle
Beteiligten sehr befriedigend. Das war ein positiver Aspekt der Corona-Zeit und
sollte auch in Zukunft stattfinden können. Kunst und Kultur ist keine
Dienstleistung, sondern ein Teil des Lebens. Das Kulturerlebnis selbst ist
wichtig und das müssen wir uns erhalten und nicht Verwertungskriterien und
einer Preis-Leistungs-Logik unterwerfen“, sagte Jan-Christoph Tonigs.
Antje Nöhren
betonte: „Der Kulturbereich hat in den vergangenen zwei Jahren sehr agil
reagiert: Bestehende Projekte wurden spontan umstrukturiert, öffentlicher Raum
wurde neu bespielt, Formate für großes Publikum wurden umgestaltet und vieles
mehr. In dieser Agilität liegt eine Stärke von Kunst und Kultur, hier kann sie
ein Beispiel sein für andere Bereiche.“ Forum 1: Digitale Lern- und Begegnungsräume
Wie kulturelle Angebote
im digitalen Raum nicht nur gespiegelt werden, sondern die Digitalisierung
genutzt werden kann, das Kulturangebot und -erlebnis zu erweitern, wurde im
Forum 1 „Digitale Lern- und Begegnungsräume“ anhand zweier konkreter Beispiele
diskutiert. Peter Römer, Wissenschaftlich- Pädagogischer Mitarbeiter Geschichtsort
Villa ten Hompel, Münster Vorstellung des partizipativen Tools „Mit Geschichte im Gespräch bleiben“ Peter Römer,
wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter am Geschichtsort Villa ten Hompel in
Münster, stellte das partizipative Tool „Mit Geschichte im Gespräch bleiben“
vor und lud die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, die Anwendung selbst zu
testen. Durch die vorherige Abfrage von Themenschwerpunkten und Emotionen der
Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmern in spielerischer Form erhalten die
Mitarbeitenden der Villa ten Hompel wertvolle Informationen zur passgenauen
Vorbereitung des Bildungsangebots am Geschichtsort. Durch die Einladung, im
Nachgang an das Seminar einen persönlichen besonderen Moment zu teilen, endet
der Besuch im Geschichtsort nicht mit dem Durchschreiten der Tür, sondern
erhält eine neue Nachhaltigkeit. Das Tool „Mit
Geschichte im Gespräch bleiben“ ergänzt und erweitert den Besuch des
Geschichtsortes Villa ten Hompel, kann diesen aber nicht ersetzen. Die
Forumsbesucherinnen und –besucher zeigten sich von der intuitiv und einfach
bedienbaren Anwendung begeistert.
Jenny Bohn, Dramaturgin und Kuratorin für digitale Formate, Burg Hülshoff –
Center for Literature (CfL)
Vorstellung der digitalen Vermittlungsformate „Digitale Burg“ und „Droste
Pad“
Die Digitale Burg des Center
for Literature der Burg Hülshoff stellte Jenny Bohn, Dramaturgin und Kuratorin
für digitale Formate, vor. Mit der digitalen Burg wurde eine Möglichkeit geschaffen,
das Angebot des Programmbetriebs der Burg Hülshoff orts- und zeitunabhängig zu
erleben. Ein besonderer Schwerpunkt wurde dabei auf Barrierefreiheit gelegt.
Denn die Anwendung lädt explizit auch Personen ein, Kultur und Literatur zu
entdecken und zu gestalten, für die der Besuch und die Teilnahme an
Veranstaltungen physisch und/oder psychisch eine Herausforderung darstellt.
Somit wurde mit der Digitalen Burg neben der Burg Hülshoff und dem Haus
Rüschhaus ein weiterer Raum geschaffen, an dem das Programm des Center for
Literature interaktiv erarbeitet werden kann, eigenständig oder in Kombination
mit einem Besuch der Burg Hülshoff in Präsenz.
Präsentation: Center for Literature Beide Vortragenden
betonten, dass die digitalen Angebote nicht erst mit Beginn der Corona-Pandemie
erarbeitet wurden, aber die Fördermöglichkeiten und Zuschüsse in der Krise die
Umsetzung der Tools ermöglichten. Aufgrund ihrer Erfahrungen raten sie zur
Nutzung browserbasierter Anwendungen, da native Apps für den Besuch von
Kultureinrichtungen ungeeignet und nicht userfreundlich seien.
Forum 2: Lernen aus der Pandemie? Ideen für Vereinsarbeit und Ehrenamt
Frauke Hoffschulte
und Anna Schlottbohm, Westfälischer Heimatbund e.V. (WHB) Vorstellung von Serviceangeboten und Projekten des WHB Die Pandemie hat die ehrenamtliche Arbeit, die in Heimat- und
Kulturvereinen geleistet wird, stark verändert. Zeitweise mussten alle
Vereinsaktivitäten gestoppt werden. Was braucht es jetzt, um weiterzumachen
oder neue Wege zu gehen? Der Westfälische Heimatbund e.V. (WHB) möchte mit seinem
Jahresthema „Lernen aus der Pandemie – Ehrenamt und Digitalisierung“ Handlungs-
und Lösungsoptionen besonders für ehrenamtlich Engagierte aufzeigen. Frauke
Hoffschulte und Anna Schlottbohm kamen mit den Teilnehmenden darüber ins
Gespräch, wie man den Herausforderungen der Pandemie begegnen kann und stellten
dabei auch Service, Beratungs-und Vernetzungsangebote des WHB vor. Neben den
Dorf- oder Heimatvereinen möchte der WHB in Zukunft auch stärker Kunst- und
Kulturvereine unterstützen und so Kulturangebote in dörflichen und
kleinstädtischen Kontexten fördern.
Präsentation:
Westfälischer Heimatbund Forum 3: Trial and Error - Jugendarbeit in Zeiten der Pandemie
Alwina Koop,
Jugendkunstschule des Pink Pop e.V. in Ibbenbüren Steffen Ruwe, Jugendkulturzentrum
Scheune in Ibbenbüren
Auch beim Pink Pop e. V. in
Ibbenbüren waren die Auswirkungen der Pandemie auf vielfältige Arten und Weisen
zu spüren. Das Team um Alwina Koop und Steffen Ruwe bemühte sich, agil und
innovativ, alternative Angebote für ihre Zielgruppe zu schaffen. In einem
zweijährigen „Trial and Error“- Prozess machten sie die Erfahrung, dass ihre
Angebote die Jugendlichen zwar kurzzeitig aktivieren konnten, aber ihnen ihre
Zielgruppe immer wieder entglitt. Das Team des Pink Pop e. V. musste sich
mehrfach neu erfinden und es aushalten, dass Inhalte, Programme und Räume, die
sie anboten, nicht genutzt wurden.
Aus diesen Erfahrungen heraus tauschten sich Alwina Koop und Steffen Ruwe mit
den Teilnehmenden dazu aus, welche Formate in Zeiten der Pandemie funktionieren
und wie man die Zielgruppe der Jugendlichen wieder neu aktiviert.
Präsentation: Jugendarbeit in Zeiten der Pandemie
Forum 4: Kooperation als Chance in herausfordernden Zeiten
Einblicke
in die Arbeit des Kulturbüros und das RKP-Regionales Kultur Programm NRW Lars Krolik,
Kulturbüro Münsterland e.V.
Kooperationsprojekt
„endless | das Meer der Woge des Kornfeldes gleicht“ Franziska
Mahlmann, Gemeinde Altenberge; Sonja van Dijk-Beckmann, Stadt Emsdetten
und Willi Landsknecht, Künstler, Altenberge
Kooperationsprojekt
„Theater der blauen Inseln“ Klaus Menning, Figurentheater Hille Pupille, Dülmen Welche Möglichkeiten haben Kulturakteurinnen und -akteure, auf die
besonderen Herausforderungen für die Kulturarbeit zu reagieren? Immer wieder
wird hier die Kooperation als lohnende Arbeitsform propagiert. Im Regionalen
Kultur Programm NRW ist sie gar Förderbedingung. Lars Krolik berichtete über die Serviceangebote und
Unterstützungsmöglichkeiten des Kulturbüros Münsterland e.V. und diskutierte mit
Teilnehmenden von kooperativ angelegten Projekten über Mehrwert und
Herausforderungen langjähriger und kommunenübergreifender Projekte: Die Wanderskulptur „endless: das Meer der Woge des Kornfeldes gleicht“
zeigt zwei Walfluken als freistehende lebensgroße Skulpturen, eingebettet in
die Landschaft des Münsterlandes. Gleich fünf Kommunen aus dem Münsterland und
den Niederlanden haben sich für die Durchführung des Projektes zusammengetan. Die Kinder- und Figurentheaterreihe „Theater der blauen Inseln“ ist eine
Kooperation der Kinder- und Familientheater „Don Kidschote“, Münster;
„Krokodiltheater“, Tecklenburg; und „Hille Puppille“, Dülmen. Sie haben während
der Pandemie ein Format entwickelt, welches das Theater flexibel und
coronakomform zu den Kindern bringt, und waren schon vorher mit ihrer
„Spielzeit Münsterland“ jahrelang gemeinsam im Münsterland unterwegs. Präsentation: Kulturbüro Münsterland und das RKP Präsentation: Kooperationsprojekt „Endless“ Kristina DrögeKontaktVCard:
 FunktionAmt für Kultur, Tourismus und Heimatpflege |