Zweite Arbeitskonferenz im Ökosystem Soziales zum Fokusthema "Smart im Alter"

 

Frau Schmitz ist 74 Jahre alt. Ihre Enkel schicken ihr Sprachnachrichten aus Neuseeland, der Chor organisiert sich über WhatsApp und die neue Busverbindung hat sie mit einer App gefunden. Noch vor einem Jahr hätte sie all das ausgeschlossen. Heute sagt sie überrascht: „Ich hätte nie gedacht, dass mir das mal Spaß macht.“

Damit mehr Menschen wie Frau Schmitz diesen Schritt gehen und aktiv an einer zunehmend digitalen Welt teilhaben können, haben sich in der Region bereits zahlreiche Initiativen und Einrichtungen auf den Weg gemacht. Sie entwickeln Angebote, die auch denjenigen Teilhabe ermöglichen, die nicht mit digitalen Technologien aufgewachsen sind.

„Genau dieses Engagement und die Menschen, die es tragen, wollen wir als Kreis Steinfurt sichtbar machen, gezielt stärken und nachhaltig unterstützen“, so Kreisdirektor Peter Freitag.

Ein wichtiger Schritt dazu stellte die digitale Arbeitskonferenz zum Thema „Smart im Alter“ dar, die vom Smart Region Büro ins Leben gerufen wurde. Ziel war es, die Akteure in der Region miteinander zu vernetzen, wichtiges Wissen zu vermitteln und gemeinsame Vorhaben anzustoßen. Eingeladen waren Ehrenamtliche, die in Kommunen oder Regionen Angebote zur digitalen Teilhabe gestalten, Hauptamtliche in sozialen Einrichtungen, die Projekte auf den Weg bringen, sowie Verwaltungsmitarbeitende, die Impulse setzen und ihr Netzwerk einbinden.

Die Arbeitskonferenz gliedert sich in Aktivitäten im Handlungsfeld Demografie der interkommunalen Digitalisierungsstrategie ein. Ziel der Maßnahmen ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und allen Bürgerinnen und Bürgern die Teilhabe an einer zunehmend digitalen Welt zu ermöglichen.

Neben fundiertem Fachwissen und wertvollen Vernetzungsmöglichkeiten ging es vor allem um eine zentrale Frage: Wie können trotz knapper finanzieller und zeitlicher Ressourcen Angebote so gestaltet werden, dass sie bei den Zielgruppen wirklich spürbar ankommen?

Ein besonderer Akzent wurde zum Abschluss mit der Vorstellung des Konzepts einer kreisweiten Aktionswoche gesetzt. Sie könnte dazu beitragen, Angebote zur Stärkung der digitalen Teilhabe älterer Menschen noch sichtbarer zu machen und bei dem Thema noch “mehr PS auf die Straße“ zu bringen.

Keynote: Studie „Uncover: Smart Ageing“

Den Start machte Jonathan Petzold von der Körber-Stiftung. Er verantwortet bei der Stiftung das Programm „Alter und Digitalisierung“ und stellte die Ergebnisse der Studie „Uncover: Smart Ageing 2025 – Altern in einer digitalen Gesellschaft“ vor. Dabei beleuchtete er zentrale Erkenntnisse der Studie und zeigte, welche Potenziale und Herausforderungen sich aus der Verbindung von Alter und Digitalisierung ergeben. Im Fokus standen Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe, des Engagements und der digitalen Selbstbestimmung für Menschen ab 50 Jahren.

Die Keynote lud dazu ein, Altersbilder zu überdenken und die digitale Zukunft gemeinsam zu gestalten – chancengerecht, inklusiv und generationenverbindend. Denn die Daten belegen: Viele Ältere bringen Technikaffinität, Erfahrung und Gestaltungswillen mit. Gleichzeitig zeigen sich aber auch deutliche Unterschiede in Nutzung und Zugang, die abhängig von Alter, Bildung und sozioökonomischem Status sind.

Lernen von bestehenden Formaten

Anschließend wurden bereits bestehende Angebote aus der Region vorgestellt, um den Teilnehmenden Einblicke in Erfahrungen, Hürden und Erfolgsfaktoren zu geben. Austausch und Vernetzung waren ausdrücklich erwünscht.

Das Deutsche Rote Kreuz präsentierte mit MediA-SeniorIn*, ein Projekt das ältere Menschen sowie ihre Unterstützer*innen im Haupt- und Ehrenamt fit für den digitalen Alltag macht. Mit alltagsnahen Schulungen zu Smartphone, Sprachassistenten und Smart-Home-Geräten wird digitale Teilhabe praxisnah gefördert.


Die Mediencooperative Steinfurt e.V. zeigte ein Format innerhalb der Medienwerkstatt Mettingen das ältere Menschen beim sicheren Umgang mit digitalen Technologien unterstützt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Zugang zu technischer Ausstattung, zum Beispiel über unkomplizierte Tablet-Ausleihe.


Das Mehrgenerationenhaus Ibbenbüren stellte den Digital Kompass vor: eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um die digitale Welt. Dort bieten ehrenamtliche Expert*innen individuelle Beratung und Schulungen zu Smartphone, Tablet und PC an und begleiten die Teilnehmenden direkt beim Umgang mit ihren Geräten.


Menschen und deren Bedarfe wirkungsvoll in den Mittelpunkt rücken

Nach einer kurzen Pause vermittelte Nina Schöttle, von der Phineo gAG in einem Impulsvortrag praxisnahes Wissen zum wirkungsorientierten Arbeiten. Sie spannte einen Bogen von den Grundlagen bis zur konkreten Umsetzung im oft hektischen Organisationsalltag. Dabei ging es unter anderem um Fragen wie: Wie verknüpfe ich ein schmales Projektbudget mit realistischen und zugleich sinnvollen Zielen? Wie plane ich voraus, welche Veränderungen bei der Zielgruppe erreicht werden sollen? Und woran erkenne ich, dass diese Veränderungen tatsächlich eingetreten sind?

Unterhaltsam und informativ zeigte Schöttle anhand vieler Praxisbeispiele, wie wirkungsorientiertes Arbeiten durch effektives Projektmanagement die Arbeitsqualität steigert, den Fokus auf die Zielgruppe schärft, Ressourcen optimal einsetzt und die Arbeitszufriedenheit erhöht. Außerdem erläuterte sie, welche Rolle Haltung und Prioritätensetzung für die Wirkung von Projekten spielen und welche ersten Schritte Organisationen gehen können, um das Thema in der Praxis erfolgreich umzusetzen.


Sichtbarkeit und Schlagkraft erhöhen

Zum Abschluss diskutierte die Gruppe, wie das zum Abschluss der Konferenz von Caterina Römme vorgestellte Konzept der „Eingeloggt!‑Woche“ der Körber‑Stiftung den gewünschten Mehrwert für die Akteure und die Zielgruppe in der Region schaffen kann. Dabei handelt es sich um ein Aktionsformat, bei dem in einer Region fokussiert und gebündelt Angebote durchgeführt werden, die ältere Menschen niedrigschwellig und praxisnah an digitale Themen heranführen. Die Eingeloggt!‑Woche erhöht zudem die Sichtbarkeit von Initiativen und Organisationen, die die digitale Teilhabe älterer Menschen vorantreiben.

Das Format hat sich in Städten wie Hamburg und Oldenburg bereits etabliert. Der Kreis Steinfurt wäre der erste Flächenkreis, in dem die Aktionswoche durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse der Arbeitskonferenz werden nun vom Smart Region Büro ausgewertet, um die nächsten Schritte einzuleiten. Im Fokus steht dabei unter anderem die Erfassung des Weiterbildungsbedarfs zum wirkungsorientierten Arbeiten bei den Akteuren sowie die Einschätzung zur Umsetzung der Eingeloggt!‑Woche.


„Wir werden weiter in diesem Themenbereich aktiv sein. Nicht allein technologische Vernetzung entscheidet darüber, ob Menschen mit dem Leben in einer Region zufrieden sind. In einem ganzheitlichen Verständnis bedeutet ‚Smart‘ auch, dass Menschen sozial miteinander verbunden sind. Gerade in einer digitalen Welt, die von schnellen Veränderungen und Unsicherheiten geprägt ist, wird diese menschliche Vernetzung immer wichtiger“, betont Smart Region Koordinator David Sossna.

 

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