Schnitzeljagd in der ganzen Firma

bps software“ setzt auf Netzwerke und Angebote

Nachwuchs zu gewinnen ist für bps software-Geschäftsführer Carsten Brockmann – hier im Bild mit Tochter Charlotte – kein Thema. Er beginnt sehr früh mit der Rekrutierung, setzt schon auf die Berufsfelderkundungen der Schüler. Foto: WESt

Kreis Steinfurt. Wie können Betriebe und Unternehmen heute und in Zukunft Nachwuchs und Fachkräfte gewinnen und halten? Diese Fragen beschäftigen viele Firmen im Kreis Steinfurt intensiv. Das Unternehmen „bps software“ setzt auf Netzwerke und Angebote in der Region.

Nachwuchsprobleme? Carsten Brockmann schüttelt den Kopf: „Nein, wir haben keine Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Im Gegenteil“, sagt der Geschäftsführer von bps Software aus Ibbenbüren. Er lächelt entspannt. Ein Grund hierfür: Brockmann beginnt nicht – wie in vielen Betrieben immer noch üblich – erst ein Jahr vor Ausbildungsbeginn mit der Nachwuchssuche. Er nutzt auch keine traditionellen Wege wie z.B. Anzeigen, sondern sucht den Kontakt früher und vor allem direkter. Hierfür setzt er vor allem auf Netzwerke und Angebote in der Region.

Wie dies gelingt? Das Unternehmen, das mit rund 70 Mitarbeitenden Software für die Baubranche entwickelt und vertreibt, nutzt als wichtigen Baustein und ersten Einstieg ein Instrument, das im Prinzip jedem Unternehmen im Kreis offensteht: die so genannten Berufsfelderkundungen für Schüler in der achten Klasse. Dabei können die Jugendlichen drei Bereiche erkunden. Das Ganze ist ein Baustein im Rahmen des NRW-Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss“ zur frühen Berufsorientierung. Im Kreis Steinfurt koordiniert das Team der Kommunalen Koordinierungsstelle die Umsetzung auf regionaler Ebene, führt die Akteure in der Region zusammen und unterstützt deren Zusammenarbeit sowie Aktivitäten vor Ort.

Moderne Arbeitsplätze zahlen sich aus

Helle, stylisch eingerichtete Räume, moderne Arbeitsplätze, ein einladender Innenhof – das alles bekamen auch die 13 Schüler zu Gesicht, die das Softwareunternehmen vor kurzem besuchten. Bei zwei Durchläufen holt sich die Firma so schon 24 Jugendliche pro Jahr ins Haus. „Das rechnet sich. Denn mindestens die Hälfte fragt direkt nach einem Praktikum oder sogar nach Ausbildungsmöglichkeiten“, so Brockmanns Erfahrung. Dass die Berufsfelderkundungen so viel Resonanz und Begeisterung bei den Jugendlichen auslösen, liege auch an der Art und Weise, wie bps software die Tage gestaltet: „Wir machen keine klassischen Tagespraktika, sondern kleine Happenings, die z.B. aus „Schnitzeljagden“ durch das Unternehmen bestehen, bei denen die Schüler spielerisch viel über die Firma erfahren. Das Ganze gestalten unsere derzeit fünf Auszubildenden selbst – auf Augenhöhe. Da gibt es keine Berührungsängste oder Scheu, Fragen zu stellen.“ Ob die große Resonanz nicht auch mit der Beliebtheit der IT-Branche zusammenhänge? „Das spielt uns sicher in die Karten. Aber wir wissen auch, dass andere aus der Branche es schwerer haben“, so der 49-Jährige Diplom-Informatiker.

Berufsfelderkundungen gut für den Einstieg

Als „gutes Mittel für den ersten Einstieg“ betrachtet auch Katrin Heilen vom Team der Kommunalen Koordinierungsstelle die Berufsfelderkundungen. Wichtig sei, den Tag ansprechend zu gestalten, die Jugendlichen mitzunehmen. Dann könne im nächsten Schritt ein Praktikum folgen, das bestenfalls in einen Ausbildungsvertrag mündet. Eine Win-win-Situation für alle Seiten möchte man meinen.

Doch viele Unternehmen sähen das Potential nicht und fragten: „Warum sollen wir das mitmachen?“ „Dabei ist das ein tolles Angebot, das den Schülern die Chance bietet, in mehrere Berufe hinein zu schnuppern. Und die Betriebe kommen direkt mit den jungen Leuten in Berührung“, meint Brockmann. Vorbereitungszeit und Kosten für die Firmen blieben gering, der Nutzen jedoch sei sehr hoch.

zdi-Zentrum nutzt Software auch intensiv

Ein ähnliches Ziel verfolgt auch das zdi-Zentrum Kreis Steinfurt, kurz für „Zukunft durch Innovation“, das zur Kreiswirtschaftsförderung WESt gehört. Dessen Angebote zielen in erster Linie auf die Förderung des MINT-Nachwuchses ab, wobei MINT für die Disziplinen Mathematik – Informatik – Naturwissenschaften – Technik steht. Auch diese nutzt bps Software intensiv. Bei der zehnten MINT-Patenschaft in Ibbenbüren in diesem Jahr, die seit 2020 angeboten werden, hat es sich neben weiteren Unternehmen mit der örtlichen Gemeinschaftshauptschule zusammengeschlossen, um den Schülern der neunten und zehnten Klassen Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu ermöglichen. „Wie sie die Patenschaften genau mit Leben füllen, ist Schulen und Firmen selbst überlassen. Durch die Patenschaften werden auf jeden Fall sowohl kurzfristige Wege für Praktika und Ausbildungsplätze geschaffen als auch langfristige Kontakte der Schulen und Firmen gefördert“, wissen Gabi Wenke und Dr. Wiebke Wesseling vom Team des zdi-Zentrums.

Kostenlose Programmierkurse für Siebt- und Achtklässler in Kooperation mit dem PhänomexX bietet das Softwareunternehmen ebenfalls an. Der Verein betreibt außerschulische Schülerlabore im ganzen Münsterland, im Kreis Steinfurt in Ibbenbüren und Emsdetten, in die auch Fördermittel des zdi-Zentrums Kreis Steinfurt aus dem zdi-BSO-MINT-Förderprogramm fließen. Gemeinsam mit fünf Unternehmen aus der Region beteiligt sich bps software auch an den jährlich stattfindenden Bewerbungstrainings der Neuntklässler an der Gemeinschaftshauptschule Ibbenbüren.

Vorteil für die Schüler

Brockmann betrachtet es als großen Vorteil für die Schüler, dass sie es dabei mit Unternehmensvertretern zu tun haben: „Wir wissen einfach, worauf es in solchen Gesprächen ankommt, was den Firmen wichtig ist. Da kann man gezielt Tipps geben – und lernt nebenbei auch den ein oder anderen Kandidaten kennen, bei dem man denkt, er hat Potential und wäre was für uns“, erzählt er augenzwinkernd.

Auch die Karriereseite des Unternehmens ist hip und jung und werde rege genutzt. „Bewerben in 60 Sekunden“ heißt es dort, Bewerbungsunterlagen anzuhängen ist freiwillig. Das kommt der jungen Generation entgegen, die in der digitalen Welt groß geworden ist. Und reiche für einen ersten Eindruck. Wer im Vorfeld mehr über die Firma wissen möchte, kann sich auch auf einer Bewertungsplattform im Internet schlau machen.

Den Firmen selbst gibt er vor allem einen Rat: „Habt keine Berührungsängste und weniger Vorurteile gegenüber der jüngeren Generation! Und schaut mehr auf die Stärken als die Schwachstellen. Vielleicht hat eine Bewerberin oder ein Bewerber, Probleme im Fach Deutsch, aber ist super fit in Mathematik. Das kann ich im persönlichen Kontakt natürlich viel besser abchecken.“

Services der WESt und des Kreises Steinfurt

Vom Unternehmensservice hat sich bps software über Förderprogramme wie die Potentialberatung informieren lassen. Damals wurden bis zu zehn Beratungstage gefördert, die das Unternehmen genutzt hat, um ein Management-Team, welches es bis dahin nicht gab, aufzubauen.
Das zur WESt gehörende zdi-Zentrum Kreis Steinfurt führt zahlreiche Projekte zur MINT-Nachwuchsförderung durch. Hierzu zählen neben MINT-Patenschaften und der Vergabe von Fördermitteln die MINT-Rallyes, die nun seit zehn Jahren Schülerinnen und Schülern praktische Einblicke in verschiedene Berufsfelder bieten, sowie Praxis-Workshops für Lehrpersonen.
Eine gute Möglichkeit zur Suche von Berufsfelderkundungen bietet das Berufsfelderkundungsportal des Kreises Steinfurt (www.kreis-steinfurt.bfe-nrw.de). Unternehmen können dort Plätze einstellen und Jugendlichen diese unkompliziert buchen. So kommen die Achtklässler auch auf Unternehmen, die im Vorfeld vielleicht nicht bekannt sind. Bei Fragen können sich Unternehmen, die im kommenden Jahr dabei sein möchten, per Mail unter kaoa@kreis-steinfurt.de) melden.
Infos unter: https://westmbh.de (Rubrik „Fachkräfte“ und „Unternehmen“)

 

 Von Kathrin Herbers

https://www.wn.de/muensterland/kreis-steinfurt/schnitzeljagd-durch-die-ganze-firma-3037887

 


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